Panorama des Tunabreen

Svalbard 2008

Svalbard ist eine Inselgruppe weit noerdlich von Norwegen, etwa zwischen dem 78 und 80 Breitengrad. Sie wird auch oft als Spitzbergen bezeichnet, auch wenn dies eigentlich nur der Name der groessten Insel ist. Zusammen mit 4 Freunden verbrachte ich zwei Wochen dort im Juni 2008. Eine Woche waren wir auf einem Schiff unterwegs, und eine Woche verbrachten wir an Land.
Derselbe Bericht ist auch erhaeltlich in Englisch

Das Schiff, die Grigoriy Mikheev, wurde in den 70er Jahren in der damaligen Sovjetunion gebaut. Zusammen mit ihrem Schwesterschiff und zwei anderen bauaeehnlichen Schiffen diente es der Arktisforschung. Heute werden alle vier Schiffe von Russland fuer Charters zur Verfuegung gestellt.

Die Grigoriy Mikheev

Die Gregoriy Mikhef ist eistauglich, aber kein Eisbrecher. Dies bedeutet, dass sie durch Eis fahren kann, solange Eisflaechen noch zur Seite geschoben werden. Erreicht sie aber geschlossenes Packeis, so ist dieses Schiff zur Umkehr gezwungen. Und so erging es uns. Durch starken Nordwind war Packeis nach Svalbard gedrueckt worden. Und so mussten wir kurz vor dem 80 Breitengrad umkehren.

Fahrt durch das Eis Am Rande des Packeises
Eine Moeve, ein Wal und zwei Walrosse am Rande des Packeises (Bild von Gunther Herrmann) Walrosse (Bild von Gunther Herrmann)
Eine Eisscholle hat sich am Bug verhakt

So kam es, dass wir vor allem an der Westkueste Svalbards entlangfuhren. Die Hoffnung auf eine grosse Walrosskolonie hatten wir darum schon aufgegeben - beruehmt dafuer ist Baffin Island, welche wir aufgrund des Packeises nicht erreichen konnten. Aber dann wendete sich unser Glueck. Und wir sahen eine Kolonie von etwa 60 Walrossen in Poolpynten auf Prins Karls Forland.

Eine Kolonie von etwa 60 Walrossen
Eine Kolonie von etwa 60 Walrossen (Bild von Gunther Herrmann)
Ein Walross auf dem Weg das Land hoch (Bild von Gunther Herrmann)
Ein Walross beim Spielen im Wasser (Bild von Paul Ashton) Ein Walross beim Spielen im Wasser (Bild von Judi Parnell)

An verschiedenen Stellen entlang der Schiffsreise machten wir Tauchgaenge. Die Tauchausruestung lagerte die ganze Woche ueber in einem Zodiac. Lediglich die Anzuege brachten wir zum Trocknen ins Innere. Zum Tauchen wurde zunaechst das Zodiac per Kran mitsamt der Tauchausruestung ins Wasser gehievt. Anschliessend gingen wir bequem die Gangway hinunter und stiegen ins Boot. Der anstrengende Teil war mit den Trockentauchanzuegen auf dem Engen Raum des Zodiacs die Ausruestung anzulegen.

Das Zodiac mit der Tauchausruestung bei Eisregen (Bild von Gunther Herrmann) Das Zodiac mit dem Tauchguide wird ins Wasser gelassen (Bild von Birgit Jaenicke)

Einen Eistauchgang haben wir gemacht. Dies ist durchaus nicht ohne Risiko, da sich die Eisplatten durch den starken Wind sehr schnell verschieben koennen. Eine eisfreie Flaeche kann eine halbe Stunde von einem Eisfeld geschlossen werden.

Eis gesehen von Unterwasser (Bild von Linda Ashmore) Eis gesehen von Unterwasser (Bild von Grace Keast)
Eis gesehen von Unterwasser (Bild von Franco Banfi) Fahrt durch die Eisschollen nach dem Tauchgang (Bild von Franco Banfi)
Fahrt durch die Eisschollen nach dem Tauchgang (Bild von Franco Banfi)

Die Arkis ist eine sehr naehrstoffarme Region. Ueber Wasser wird sie von Felsen und Eis gepraegt. Und nur vereinzelt sieht man Pflanzen und vereinzelt groessere Tiere. Im Vergleich dazu ist das Leben unter Wasser sehr reichlich, aber auch hier begrenzten die Kaelte und die wenigen Naehrstoffe die Groesse des Wachstums. Bis in eine Tiefe von etwa 12 Meter ist die Landschaft durch Kelp gepraegt. Darunter ist die Landschaft steinig.

Kelp (Bild von Linda Ashmore) Typische Unterwasserlandschaft unterhalb von 12 Meter mit vielen Krebsen, Schnecken, Seeanemonen (Bild von Marco Oudshoorn)
Typische Unterwasserlandschaft unterhalb von 12 Meter mit vielen Krebsen, Schnecken, Seeanemonen (Bild von Shaowen Li) Seeanemone (Bild von Marco Oudshoorn)

Ueberall (auch unter dem Kelp) sieht man die verschiedensten Formen von Seeanemonen. Krebse und Schnecken krabbeln und kriechen ueber den Boden. Nuetzliche Informationen ueber die Fauna der Meere Nordeuropas gibt es auch im Tauchprojekt.

Nacktschnecke (Bild von Marion Haarsma) Einsiedlerkrebs (Bild von Linda Ashmore) Ein fuer mich unbekannte Tierart (Bild von Linda Ashmore)
Grosser Krebs (Bild von Marion Haarsma) Grosser Krebs (Bild von Marco Oudshoorn)

Nur sehr vereinzelt sieht man groessere Fische

Skorpienfisch (Bild von Grace Keast) Skorpienfisch (Bild von Shaowen Li)

Und durch das Wasser gleitet Plankton in den verschiedensten Formen.

Plankton - eine Schnecke (Bild von Linda Ashmore) Plankton (Bild von Marion Haarsma)
Plankton in Zeppelinform (Bild von Linda Ashmore)

Das Wasser ist mit oft 0 Grad sehr kalt. Selbst mit den Trockentauchanzuegen wird es spaetestens nach 40 Minuten sehr kalt in den Fingerspitzen. Und darum ist die Fahrt mit dem Zodiac zurueck zum Schiff immer sehr euphorisch.

Zurueck auf dem Zodiac (Bild von Birgit Jaenicke) Gruppenbild mit Francoise, unserem Dive guide. An diesem Platz durfte er aussnahmsweise auch mal tauchen (Bild von Franco Banfi)

Sehr wohl fuehlen sich die Robben auf dem Eis. Die Ringelrobben bilden die Hauptnahrung fuer die Eisbaeren. Normalerweise sind diese darum sehr scheu. Aber offensichtilch lassen sich manch doch gerne fotografieren.

Eine Ringelrobbe (Bild von Paul Ashton) Eine Ringelrobbe (Bild von Judi Parnell)

Einst gab es viele Wale in dem Meer um Svalbard. Ueber Jahrhunderte wurden diese gnadenlos abgeschlachtet. Und die traurigen Ueberreste dieses Gemetzels sind oft noch zu sehen.

Die Knochen von Belugas (Weisswalen), und die Ueberreste von Booten der Walfaenger in Alhstrandodden(Bild von Birgit Jaenicke) Die Schaedel von Beluga in Alhstrandodden (Bild von Birgit Jaenicke)

Trotzdem konnten wir vereinzelt Wale sehen.

Ein Minkwal (Bild von Gunther Herrmann)

Immer wieder findet man auch alte Trapperhuetten, die oft auch noch benutzt werden.

Eine Trapperhuette in Skansbukta, Billefjorden Felsen mit leichter arktischer Vegetation in Skansbukta, Billefjorden

Was aber die Landschaft von Svalbard in erster Linie praegt, sind die vielen Gletscher. Manchmal sahen wir sie von der Naehe.

Zwei Gletscher nebeneinander, Konsvegen Gletscher Der Konsvegen Gletscher von der Bruecke gesehen
Das blaue Gletschereis von der Naehe, Konsvegen Gletscher (Bild von Gunther Herrmann) Das blaue Gletschereis von der Naehe, Konsvegen Gletscher (Bild von Linda Ashmore)

... Und manchmal sahen wir sie von der Ferne, etwa beleuchtet von der Mitternachtssonne.

Gletscher in der Mitternachtssonne
Gletscher in der Mitternachtssonne
Gletscher in der Mitternachtssonne

Wenn ein Gletscher ins Meer fliesst, dann bilden sich davor oft Eisflaechen, auf denen viele Robben ruhen. Und wo Robben sind, da sind oft auch Eisbaeren nicht weit. So kam es, dass wir am Ende auch noch Eisbaeren zu Gesicht bekamen (aus sicherer Entfernung).

Tunabreen Gletscher mit Eisfeld davor
Zwei Eisbaeren auf der Robbenjagd, Tunabreen Gletscher (Bild von Gunther Herrmann) Ein Eisbaer, Tunabreen Gletscher (Bild von Daniel Segal)

Gegen Ende der Schiffsreise wurde schliesslich ein grosses Fest gefeiert. Der Kapitaen ankerte dazu das Schiff in einer geschuetzten Bucht. Der Himmel war strahlend blau. Aber kalt war es trotzdem, auch wenn man dies kaum geglaubt haette aufgrund der Kostueme, die einige der Crew als Teil der Show trugen.

Die grosse Abschiedsfeier - beim Essen (Bild von Gunther Herrmann) Die grosse Abschiedsfeier - Tanz einer russischen Schoenheit (Bild von Tessa Sinclair)
Unsere kleine Gruppe in der windgeschuetzten und doch kalten Bucht, Recherchfjorden (Bild von Gunther Herrmann) Unsere kleine Gruppe in der windgeschuetzten und doch kalten Bucht, Recherchfjorden

Von Svalbard sind es nur rund 1000 km bis zum Nordpol. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Svalbard Ausgangspunkt von vielen Polarexpeditionen wurde. Vor allem der Ort Ny-Alesund wurde von mehreren Expeditionen als Basis benutzt. So zum Beispiel fuer die kontroverse Luftschiff-Expedition zum Nordpol von Norge und Amundsen.

Ny-Alesund - die meisten Gebaeude sind Forschungsstationen verschiederer Laender
Die historische Bahn in Ny-Alesund, die zum Transport der Materialien der Minen zum Meer benutzt wurde
Der Mast, an dem das Luftschiff fuer den Flug zum Nordpol befestigt war Der Mast, an dem das Luftschiff fuer den Flug zum Nordpol befestigt war

Die "Hauptstadt" von Svalbard ist Longyearbyen. Durch den Tourismus, aber auch dank der Universitaet ist der Ort in dem letzten Jahrzehnt stark gewachsen. Rund 3000 Menschen leben zur Zeit dort.

Anflug auf Longyearbyen Longyearbyen aus der Luft
Die Universitaet von Longyearbyen

In Longyearbyen eroeffnete der Amerikaner Longyear die erste Kohlemine von Svalbard, und dies gab dem Dorf den Namen. Ueberbleibsel des Bergbaus sind in dem Ort ueberall zu sehen. Heute sind aber die Minen nahe bei Longyear bis auf eine alle geschlossen. Und die noch aktive Mine produziert gerade genug Kohle fuer den Eigenbedarf.

Umschlagstation der Seilbahnen, welche die Kohle von den Minen zum Hafen transportierten (Bild von Gunther Herrmann)
Mineneingang im Hang ueber Longyearbyen Mineneingang im Hang ueber Longyearbyen

Der Ort selbst liegt im "Adventsfjord" und ist an zwei Seiten von Tafelbergen umgeben. Eine Wanderung hinauf gibt einen schoenen Blick auf den Ort.

Blick das Tal von Longyearbyen hoch. Im Hang sieht man eine stillgelegte Mine. Im Hintergrund der 'Sarkofag' umgeben von zwei Gletschern Der 'Stuhl der Freundschaft'. Im Hintergrund der Adventfjord

Aber nicht nur ein solcher kurzer Spaziergang lohnt sich. HInten im Tal liegen zwei Gletscher getrennt von dem sogenannten Sarkofag. Eine ganztaegige Wanderung den Gletscher hoch und den Longyearbyengletscher runter mit Mittagsrast auf dem Sarkofag war trotz Nebels ein wunderbares Erlebnis. Und das Bier am Abend hat besonders gut geschmeckt.

Aufstieg zum 'Sarkofag' Aufstieg zum 'Sarkofag' - Schneeschuhe und Gewehr (wegen der Eisbaeren) sind notwendig (Bild von Gunther Herrmann)
Picknick auf dem 'Sarkofag' und Eintrag ins Gipfelbuch (Bild von Birgit Jaenicke)
Gruppenfoto auf dem 'Sarkofag'
Abstieg ueber den Longyearbyengletscher
Abstieg ueber den Longyearbyengletscher
Abstieg ueber den Longyearbyengletscher
Und nach der Wanderung schmeckt das Bier besonders gut (Bild von Birgit Jaenicke)

Ebenfalls lohnend war die Kajak Tour zum Longyearbyen gegenueberliegenden Ufer des Adventsfjord. Alles war gut organisiert mit einem gemuetlichen Picknickplatz bereits vorbereitet.

Ankunft mit dem Kajak auf der Longyearbyen gegenueberliegenden Seite des Adventfjord - Trockenanzuege und Spritzschutz schuetzen waehrend der Fahr Picknick an einem gut vorbereiteten Platz in Hiorthhamn - fuer das Lagerfeuer wird das ueberall herumliegende Treibholz benutzt (Bild von Birgit Jaenicke)

Auch dort findet man eine aufgegebene Mine. Und als diese (wie so viele andere auch) bankrott machte, musste alles stehen und liegen gelassen werden.

Haeuser der aufgegebenen Mine - das Haus des Minenvorstehers steht auf einer Anhoehe Eine schwere Zahnradbahn hatte sich im Permafrost als nutzlos erwiesen
Ein alter LKW rostet vor sich hin (Bild von Birgit Jaenicke) Ein Motor noch in der Originalverpacking - bei Ankunft war die Mine schon bankrott. Im Hintergrund die Verladestation der Mine (Bild von Birgit Jaenicke)

Schliesslich wurde uns von dem fachkundigen Fuehrer auch viel von der Flora Svalbards erklaert. Und dank ihm nahmen wir endlich bewusst die Baeume Svalbards wahr: die Arktische Weide.

Ein Baum in Spitzbergen: die arktische Weide

Auch fuer eine Tagesfahrt zu der russischen Siedlung Barentsburg war noch Zeit. Auch bei dieser Fahrt sahen wir zunaechst Gletscher.

Ein kleiner Gletscher mit gut sichtbarer Moraene im Islfjorden
Der Autor vor einem Gletsche im Islfjorden

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs lebten in Barentsburg noch wenige Menschen. Grund war der Brand in der Grube im Fruehjahr. Um diesen Brand zu loeschen musste Meerwasser in die Grube gepumpt werden. Und es war noch nicht sicher, ob die Grube wiedereroeffnet werden wuerde. So kam es, dass diese Stadt wie ein Museum wirkte.

Die russische Bergbausiedlung Barentsburg Ueberreste aus der Zeit der Sovjetunion: Lenin und die Inschrift 'Weltfrieden' mit dem Sovjetstern
Eine orthodoxe Kirche, welche nach einem schweren Flugzeugunglueck im Jahr 1996 gebaut wurde (Bild von Birgit Jaenicke) Gruppenbild bei der Fahrt zurueck von Barentsburg

Die Rueckfahrt von Barentsburg nach Longyearbyen fuehrte an schoenen Felsen vorbei.

Tafelberge in Islfjorden
Vogelfelsen in Islfjorden Vogelfelsen in Islfjorden
Ein Haus von Longyearbyen vor den Bergen

Und nach einer letzten, kurzen, von der Mitternachtssonne beleuchteten "Nacht" mussten wir Svalbard verlassen.

Longyearbyen in der Mitternachtssonne